Integration in der Schule – Herausforderungen und Gelingensbedingungen

Eine unabhängige Studie – gefördert durch den Schweizerischen Nationalfonds – erfasst die Sicht von Schulleitungen, Lehrpersonen und Fachpersonen der integrativen Förderung

Ihre Meinung, Erfahrung und Perspektive sind wichtig!
Bitte nehmen Sie deshalb an dieser Studie teil!

Aufgrund der aktuellen Diskussion in der Politik und Praxis zur integrativen Förderung ist wichtig, dass die Meinungen, Erfahrungen und Perspektiven von Schulleitungen, Lehrpersonen und Fachpersonen der integrativen Förderung erfragt werden.

Aus den Ergebnissen der Befragung werden Empfehlungen für Politik, Praxis und die Unterstützungssysteme entwickelt und Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der integrativen Schule geklärt.

Wir bitten Sie darum, dass Sie mit möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen Ihrer Schule an der Befragung teilnehmen.

• Bitte nehmen Sie als Schulleitung unter folgendem allgemeinen Link teil: Befragung für Schulleitende
• Bitte nehmen Sie als Lehrperson, Fachperson Sonderpädagogik/Integrative Förderung unter folgendem allgemeinen Link teil: Befragung für Mitarbeitende

• Bitte geben Sie zu Beginn der Befragung einen für Ihre Schule identischen Schul-Code an, damit die Daten aus einer Schule zusammengefasst werden können und Ihre Schule anonym bleibt. Das ist ein wichtiger Mehrwert dieser Studie zur Klärung von Voraussetzungen und Rahmenbedingungen auf Kantons-, Organisations- und Individualebene.
• Sie können auch eine vertrauliche Auswertung der Befragungsergebnisse aus Ihrer Schule – unter Wahrung der Anonymität, d.h. keine Rückschlüsse auf Personen – erhalten, wenn Sie das wünschen. Bitte beachten Sie hierzu die Option im Fragebogen. Dazu ist es nötig, dass alle Mitarbeitenden einer Schule bei der Umfrage einen identischen Schul-Code angeben. Der Schul-Code für ein Schulhaus respektive eine Schuleinheit, für welche der Bericht erstellt werden soll, muss vorgängig von der Schulleitung selbst erstellt und dem Kollegium der entsprechenden Schule/Schuleinheit weitergeleitet werden.

Die Bearbeitung des Fragebogens dauert ca. 30 Minuten. Sie können die Befragung jederzeit unterbrechen und kommen beim erneuten Anwählen des Links an die Stelle zurück, an der Sie unterbrochen haben.

Wichtige Zusatzinformation zum Schul-Code

Der Schul-Code besteht aus zwei Elementen:
• einer mindestens vierstelligen Buchstabenfolge
• einer mindestens vierstelligen Zahlenfolge

Beispiel eines Schul-Codes: BXUQ7461

Das Forschungsprojekt wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt. Zentrale Informationen in Form einer Projekt-Kurzbeschreibung enthält das Factsheet.

Schulen und Kantone stehen vor der Aufgabe, einen an Integration orientierten Transformationsprozess zu initiieren und durchzuführen. In der Gestaltung integrativer Praxis divergieren die Konzepte (z.B. im Hinblick auf Personaleinsatz, Ressourcierung, Definition von besonderem Bildungsbedarf, Anforderungen an Schulleitungen) und Strukturen trotz Harmonisierung der kantonalen Schulsysteme. Zentrale «Change Agents» in diesen Schulentwicklungsprozessen sind die Schulleitungen, denen dabei eine bedeutende Rolle zukommt (Fullan, 1998; vgl. Schratz, 1998b).

In der geplanten Studie sollen mittels einer Dokumentenanalyse die rechtlichen Vorgaben und konzeptionellen Überlegungen analysiert sowie Qualifizierungsmöglichkeiten, Unterstützungsangebote und Ausstattungsoptionen, die in den Deutschschweizer Kantonen vorliegen, zusammengestellt werden. Weiter soll untersucht werden, welche Rolle Ausgangs-, Prozess-, sowie Ergebnis-Qualitätsmerkmale und deren Zusammenhänge hinsichtlich der Gestaltung integrativer Praxis in Schule spielen. Hierbei geht es insbesondere um:

  • Einstellungen und Kompetenzen
  • Handlungskoordination und Kooperation im Schulkollegium
  • Professionelles Handeln im Unterricht und in Erziehung

Hier finden Sie das Factsheet zur Studie.

Ziel der Studie ist die Analyse kantonaler und schulspezifischer Anforderungen und Ressourcen sowie Qualitätsmerkmale.

Dazu gehören auf kantonaler Ebene rechtliche Vorgaben, konzeptionelle Überlegungen sowie Qualifizierungsmöglichkeiten, Unterstützungsangebote sowie Ausstattungsoptionen.

Auf schulischer Ebene handelt es sich um Qualitätsmerkmale bezüglich der Ausgangslage, der Umsetzungsprozesse sowie der pädagogischen Ergebnisse und deren Zusammenhänge. Untersucht werden unter anderem Einstellungen und Kompetenzen zur integrativen Schule, die Art der Handlungskoordination und Kooperation im Schulkollegium sowie das professionelle Handeln im Unterricht und in Erziehung hinsichtlich der Gestaltung integrativer Praxis in Schulen.

Ein Anliegen dieser Studie ist es, die beiden Forschungsbereiche zu Schulqualität, Schulentwicklung und Schulleitung einerseits und zu Integration andererseits in der Schweiz zu betrachten und miteinander zu verknüpfen.

Die zu erwartenden Ergebnisse liefern empirisch gestützte Erkenntnisse zu Herausforderungen und Gelingensbedingungen bei der Umsetzung der integrativen Schule. Neben dem wissenschaftlichen Erkenntnispotenzial verspricht die Studie für die Bildungspolitik, die Schulverwaltung und Schulaufsicht sowie die pädagogische Leitungspraxis von Schulen relevante Entwicklungsimpulse.

Der Studie liegen folgende zwei Fragestellungen zugrunde:

  • Welche rechtlichen Vorgaben, konzeptionellen Überlegungen sowie Qualifizierungsmöglichkeiten, Unterstützungsangebote und Ausstattungsoptionen liegen vonseiten der Deutschschweizer Kantone vor?
  • Welche Rolle spielen Ausgangs-, Prozess-, sowie Ergebnis-Qualitätsmerkmale und deren Zusammenhänge, insbesondere …
    • … Einstellungen und Kompetenzen (als Professionalitätsmerkmale)
    • … Handlungskoordination und Kooperation im Schulkollegium (als Schulqualitätsmerkmale)
    • … sowie professionelles Handeln im Unterricht und in Erziehung (als Umsetzungsmerkmale
  • … hinsichtlich der Gestaltung integrativer Praxis in Schulen?

Dokumentenanalyse

Trotz Harmonisierung der kantonalen Schulsysteme divergieren die Integrationskonzepte (z.B. Personaleinsatz, Ressourcierung, Definition von besonderem Bildungsbedarf, Anforderungen an Schulleitungen) und Strukturen. Auf Basis der von Wicki (2020a, 2020c, 2020b, 2021a, 2021b) durchgeführten Analyse der rechtlichen und konzeptionellen Rahmenbedingungen der integrativen Schule werden die kantonalen Konzepte in einer vergleichenden Perspektive sowohl im Hinblick auf das Verständnis und die Zielsetzung der integrativen Schule als auch in Bezug auf die konkreten Massnahmen zur Umsetzung dieses Anspruchs analysiert. Nebst dem Ziel einer vergleichenden Darstellung und Übersicht über die verschiedenen Ausgangslagen in den Kantonen dient die Dokumentenanalyse auch als Grundlage für die quantitative Fragebogenerhebung und als Kontextualisierung der quantitativen Ergebnisse.

Quantitative Analyse

Die quantitativen Analysen basieren auf Online-Befragungen von Schulleitungen und Lehrpersonen sowie Fachpersonen der integrativen Förderung. Die Umfrage umfasst Fragen zu verfügbaren personellen und finanziellen Ressourcen, Aus- und Fortbildungen zum Thema, zur Rolle der Schulleitung und Art der Kooperation im Team sowie zu Kompetenzen und Einstellungen zur integrativen Schule. Zudem wird erfasst, wie Unterricht integrativ umgesetzt werden kann und welche Herausforderungen sich dabei zeigen.

Alle datenschutzrechtlichen Bestimmungen werden von uns eingehalten. Das heißt konkret, dass

  • alle Daten streng vertraulich behandelt und nur von Personen eingesehen werden, die im konkreten Projektkontext arbeiten.
  • Ergebnisse nicht auf die Angaben einzelner Personen oder Schulen zurückgeführt werden können und
  • nur für den mit der Befragung verbundenen Zweck verarbeitet werden.

Hier finden Sie unsere Datenschutzerklärung.

Die Etablierung und Umsetzung integrativer Bildung stellen eine herausfordernde, grundlegende Entwicklungsaufgabe für Schulen dar. Ein in den 1980er Jahren initiierter, gesetzlich begleiteter Entwicklungsprozess zugunsten von Integration – statt Separation – von Schülerinnen und Schülern mit „besonderem Bildungsbedarf“ wird durch die Ratifizierung der UN-BRK (2006) 2014 bestärkt.
Mit dem Anspruch eines „integrativen Bildungssystems auf allen Ebenen“ (UN, 2006 Art. 24) sind Schulen und Kantone vor die Aufgabe gestellt, einen an Integration orientierten Transformationsprozess zu initiieren und durchzuführen.

Vorgaben und Ressourcen. Schulentwicklung und erfolgreiches Schulleitungshandeln sind stark von den Vorgaben, die existieren, sowie von den Ressourcen, die vorhanden sind, geprägt. Ressourcen finden sich sowohl auf personaler, organisatorischer, sowie auch auf systemischer Ebene. Weiterführend erfolgt deren Einsatz, die sogenannte Ressourcenverteilung, welche sich an den entsprechenden Vorgaben orientiert. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang ist die nach der Balance von Ressourcen und Vorgaben und wie diese von den schulischen Akteuren erlebt wird. Welche Vorgaben und Unterstützungssysteme bestehen? Wie schauen die persönlichen und organisationalen Ressourcen aus? Zu persönlichen Ressourcen gehören beispielsweise Motivation, Einstellung, oder Selbstwirksamkeit. Auf organisationaler Ebene sind unter anderem Ressourcen wie die Kooperation oder die soziale Unterstützung angesiedelt.

Motivation und Selbstwirksamkeit. Professionelles Handeln (im schulischen Kontext) ist von motivationalen Orientierungen und selbstregulativen Fähigkeiten abhängig (Baumert & Kunter, 2006). Einstellung und Selbstwirksamkeit sind somit zentral für das erfolgreiche Handeln der schulischen Akteure – auch in Bezug auf die potenziell belastende Umsetzung von integrativem Lernen (vgl. Bosse et al, 2016).

Multiprofessionelle Kooperation. Der produktive Umgang mit Heterogenität als integrative Schul- und Unterrichtsentwicklungsmassnahme kann nur durch die Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams gelingen (Lütje-Klose & Urban, 2014). Begünstigende Aspekte der Kooperation werden oft vorschnell nur professionsintern in Bezug auf Schuleffektivität und Schülerleistungen betrachtet, sind aber auch «Grundlage für die Öffnung hin zu anderen Professionen» (Maykus, 2009b, S. 309). Da ein hohes Niveau multiprofessioneller Kooperation trotz deren zentraler Rolle in integrativen Unterrichts- und Schulentwicklungsprozessen oft nicht erreicht wird, messen Lütje-Klose und Urban der «Gestaltung kooperativer Strukturen und Prozesse» eine «besondere Aufmerksamkeit» zu (2014, S. 112).

Rolle der Schulleitung. Generell gelten Schulleitungen als zentrale Akteure bei der Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität schulischer Arbeit. Der Stand der Forschung zeigt, dass die Schulleitung dabei eine entscheidende Rolle spielt (Amrhein, 2014; Criblez et al., 2012; Hattie et al., 2013; Sturm et al., 2015, S. 203). Schulleitungen haben insbesondere die Aufgabe, langfristige Strukturen für integrative Kulturen zu schaffen, integrative Haltungen zu entwickeln und diese im Schulprogramm oder -leitbild zu verankern (Merz-Atalik, 2014), die Einstellung der Lehrpersonen und die der Eltern positiv zu beeinflussen (Ainscow, 2013; Ainscow et al., 2013). Die verschiedenen Ebenen und Faktoren, die zusammenspielen und bei der Evaluation und Qualitätssicherung im Bildungsbereich beachtet werden müssen, hat Cronbach (1972) in seinem Strukturmodell abgebildet. Bedeutsame Faktoren in der Arbeit von Schulleitungen sind ein demokratischer und mitarbeiterorientierter Führungsstil im Sinne einer Bereitschaft zur Gestaltung von kollektiven Entwicklungsprozessen durch den Einbezug der Akteure (Harris & Chapman, 2002; Lyra, 2012).

Input-Throughput-Output Modell – Das Strukturmodell der Studie

Abbildung 1: Strukturmodell (in Anlehnung an Cronbach 1972, zitiert in Ditton 2002, S. 776; vgl. auch Huber, Hader-Popp, & Schneider 2014, S. 19)

Das Strukturmodell der Studie bildet zentrale Wirkmechanismen im Schulentwicklungsprozess ab. Diese lassen sich in Input-, Throughput- und Output-Merkmale aufteilen.

Input-Merkmale umfassen Ausgangssituationsmerkmale bzw. Rahmenbedingungen wie die personelle, sachliche und finanzielle Ausstattung sowie Merkmale der Schülerschaft. Als Throughput werden Prozessmerkmale und Zwischenergebnisse bezeichnet. Sie beinhalten u.a. die Handlungskoordination, die über Schulmanagement und Schulentwicklung gestaltet wird. Output bzw. Ergebnismerkmale können auf Organisationsebene (Schulqualität) und auf Ebene der Schülerinnen und Schüler (z.B. Unterricht, Leistungsergebnisse) modelliert werden. Abbildung 1 stellt die Konstrukte der Studie dar (Huber et al., 2014).

Die Erhebung wird durchgeführt durch Prof. Dr. Stephan Gerhard Huber. Prof. Huber forscht schwerpunktmäßig zur Qualität von Bildung und damit in den Bereichen Schulqualität, Schulentwicklung und Personalentwicklung/Professionalisierung von schulischen Akteuren. Er arbeitet in der Schweiz, Deutschland und Österreich seit über 20 Jahren in verschiedenen Projekten, u.a. zur Förderung von Lehramtsstudierenden, zur Wirksamkeit der Lehrerfortbildung, als wissenschaftliche Begleitung von Modellprojekten und Schulversuchen, z.B. zur Eigenverantwortlichen Schule, sowie Schulentwicklungsprojekten und der Schulleitungsqualifizierung. Er veranstaltet seit 2004 das Bildungs- und Schulleitungssymposium – World Education Leadership Symposium WELS.

Prof. Huber wird bei dieser Studie von seinen Mitarbeitenden unterstützt.
Informationen über das Institut und Prof. Huber sind unter www.Schulentwicklung.net zu finden.

 

Dr. Isabella Lussi, Julia Schaub, Jane Pruitt, Dr. Sumeyra Sahbaz

Leitung der Studie und Ihre Ansprechperson für sämtliche Fragen zur Studie
Prof. Dr. Stephan Gerhard Huber

Wissenschaftlicher Leiter
E-Mail: integrative-schule@phsz.ch

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