Dezentralisierung – Zentralisierung – ausgehend von diesem Spannungsfeld, in dem sich Schulen zunehmend befinden, hat das Forschungsprojekt das Ziel, die notwendigen strukturellen Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Einführung von Bildungsstandards mit positiven Folgen für die Qualität des Lehrens und Lernens zu untersuchen.
Die Studie beschäftigt sich mit der Einführung und Überprüfung nationaler Bildungsstandards in den Bundesländern seit dem Schuljahr 2004/2005. Durch die von der KMK gemeinsam beschlossenen Bildungsstandards soll einerseits nicht nur ein nationaler Qualitätsstandard der Bildung, Vergleichbarkeit von Abschlüssen sowie „Mobilität“ zwischen den Bundesländern wie auch innerhalb des Schulsystems (sogenannte Durchlässigkeit im gegliederten Bildungssystem) gewährleistet werden. Durch Bildungsstandards soll andererseits auch der allgemeine Paradigmenwechsel von Zentralisierung zu Dezentralisierung, von input-gesteuertem zu output-gesteuertem Bildungssystem geschehen. Bildungsstandards erweitern nämlich den pädagogischen Freiraum von Schulleitern und Lehrern und sind Ansatzpunkt für deren Professionalisierung; sie ermöglichen durch eine individuelle Überprüfung und Diagnostik die Förderung des einzelnen Kindes gemäß seinen Stärken und Schwächen und sie erlauben die interne und externe Evaluation der Schulqualität und Lehrerwirksamkeit. All diese Beiträge zur Qualitätsentwicklung des Unterrichts wie der Schule können Bildungsstandards aber nur leisten, wenn gleichzeitig entsprechende Unterstützungssysteme für Schulaufsicht, Schulen und Lehrer geschaffen werden.
Hintergrund des Forschungsprojektes sind die Ergebnisse der vom BMBF in Auftrag gegebenen Studie „Vertiefender Vergleich der Schulsysteme ausgewählter PISA-Staaten“ (2003). Die Studie hat Merkmale herausgestellt, die für ein gutes Abschneiden eines Bildungssystems ausschlaggebend sind und die das deutsche Bildungssystem in keinem Bundesland aufweisen kann. Zu diesen wesentlichen Merkmalen eines erfolgreichen Schulsystems gehört unter anderem die Vorgabe von Bildungsstandards.
Ausgehend von der Analyse der Untersuchung der bildungspolitischen Vorhaben zur Einführung und Überprüfung von Bildungsstandards in den 16 Bundesländern und den Unterstützungssysteme einiger erfolgreicher PISA-Staaten, sollen durch ihren exemplarischen Vergleich Schlüsse über Nachhaltigkeit, Lücken und Problemkomplexe, bzw. „emerging issues“ auf dem Weg der Bundesländer zu einem standardgestützten Bildungssystem gezogen werden.
Dabei wird sich neben umfangreichen nationalen und internationalen Internet- und Literaturrecherchen auch auf – durch Fragebögen und Experten-Interviews abgefragte – Angaben der zuständigen Institutionen in den Bundesländern sowie in den jeweiligen PISA-Staaten gestützt.
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